19.12.2020
23.07.2018
16.03.2021
Von Mark Adel
BREIDENBACH. In Breidenbach löst die Bürgerliste die SPD als stärkste Kraft ab. Die CDU ist nur noch drittstärkste Fraktion in der Gemeindevertretung. Sowohl CDU als auch SPD haben gegenüber der Kommunalwahl 2016 verloren, die Bürgerliste um fast sechs Prozentpunkte zugelegt. Die Wahlbeteiligung liegt bei 45,28 Prozent und damit höher als bei der Kommunalwahl 2016 (42,64 Prozent).
Auf die Bürgerliste entfallen nach dem vorläufigen Endergebnis 36,91 Prozent der Stimmen (2016: 31,02 Prozent), auf die SPD 33,82 Prozent (35,8 Prozent) und auf die CDU 29,26 Prozent (33,18 Prozent). Damit wird die BL-Fraktion im Breidenbacher Parlament künftig zwei Sitze mehr als bisher besetzen, nämlich zehn. CDU und SPD verlieren je einen Sitz und kommen nun auf acht und neun.
Die BL hatte vor der Wahl mit sparsamer Haushaltspolitik geworben und als Wählergemeinschaft in den vergangenen Jahren an Zuspruch gewonnen – ganz unerwartet ist der jüngste Wahlerfolg deshalb nicht.
Die Bürgerliste war auch stärkste Fraktion in fünf der zehn Wahlbezirke, wenngleich diese Ergebnisse nur ein ungefährer Richtwert sind – der große Anteil der Briefwähler taucht nicht in den einzelnen Ortsteilen auf. Die BL lag in beiden Breidenbacher Bezirken vorne, außerdem in Wolzhausen und in einem der beiden Briefwahlbezirke. Ihr bestes Ergebnis fuhr sie mit 62,34 Prozent in Kleingladenbach ein, wo die BL schon seit Jahren besonders stark ist – besser war keine andere Partei in keinem der Wahlbezirke.
Mehrere Neulinge in Gemeindevertretung
Die SPD hatte in Wiesenbach und im zweiten Briefwahlbezirk die Nase vorn. Die CDU konnte drei Bezirke für sich entscheiden: In Achenbach, wo der sozialdemokratische Parlamentschef Martin Beckmann Ortsvorsteher ist, erreichte die CDU 45,26 Prozent. Auch in Niederdieten, wo die CDU mit Werner Karl den Ortsvorsteher stellt, lagen die Christdemokraten vorne (39,93 Prozent).
Ein Blick auf Oberdieten: Das Dorf stand im vergangenen Jahr im Fokus, als der eventuelle Bau eines Wertstoffhofs diskutiert wurde. Auch dort weichen die Ergebnisse nicht wesentlich von den anderen Ortsteilen ab. Stärkste Fraktion ist dort die CDU mit 53,8 Prozent, auch in diesem Wert fehlen aber die Daten aus der Briefwahl.
Die meisten Stimmen bekam, wie schon vor fünf Jahren, Peter Künkel (BL), nämlich 1888. Durch Kumulieren und Panaschieren gab es mehrere Verschiebungen. So sprang Steffen Keiner, der sich erst kurz vor der Listenaufstellung für eine Kandidatur bei der SPD entschlossen hatte, vom neunten auf den dritten Platz innerhalb der Sozialdemokraten.
Bei der CDU gelangten ebenfalls Neulinge auf die Liste: So behielt Daniela Körber den zweiten Listenplatz, auf dem sie auch angetreten war. Werner Karl verbesserte sich von Platz 14 auf den achten Listenplatz. Sein gutes Abschneiden birgt gewissen Zündstoff, denn er war im Zuge der Listenaufstellung als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands zurückgetreten.
Mit Jannik Schneider und Christina Kaiser werden auch bei der Bürgerliste mindestens zwei neue Gesichter zu sehen sein. Schneider verbesserte sich deutlich mit einem Sprung vom 15. auf den neunten Listenplatz, Kaiser rutschte vom vierten auf den achten Platz ab.
Allerdings sind durchaus noch Veränderungen wahrscheinlich, etwa, wenn ein gewählter Gemeindevertreter sein Mandat nicht annimmt. Außerdem werden die Fraktionen auch noch ihre Vertreter im Gemeindevorstand benennen. Auch dann können noch Kandidaten aufrücken.
Im Trendergebnis am Sonntagabend hatte es noch nach einem deutlichen Sieg der Sozialdemokraten ausgesehen. Darin waren aber nur die Wahlzettel erhalten, auf denen die Wähler nur eine Liste angekreuzt hatten – der Großteil der Stimmen wurde erst am Montag ausgezählt.
Spannend dürfte nun sein, wie künftig die Posten verteilt werden. Als stärkste Fraktion in der einstigen SPD-Hochburg stellten die Sozialdemokraten lange den Parlamentschef, aktuell ist es noch Martin Beckmann. Erster Beigeordneter und damit ehrenamtlicher Stellvertreter des Bürgermeisters war Jochen Stöcker, der schon im Vorfeld bekundet hatte, das Amt gerne weiter ausführen zu wollen. Die BL hingegen stellte in der vergangenen Wahlperiode den Vorsitzenden des wichtigen Haupt- und Finanzausschusses – ein Amt, das sowohl Reiner Lizon als auch nach dessen Wegzug Roland Grebe souverän ausführten. Durch den BL-Sieg und die CDU-Verluste könnte nun die Bürgerliste Anspruch auf einen repräsentativeren Posten des Parlamentschefs oder des Ersten Beigeordneten erheben. Die Vergabe werden wohl traditionsgemäß die drei Fraktionen unter sich abstimmen. Klar ist: In diese Verhandlungen kann die Bürgerliste mit großem Selbstbewusstsein gehen.
Spannend ist das vor allem, weil die Bürgerliste in den vergangenen Jahren besonders akribisch die Arbeit von Verwaltung und Bürgermeister Christoph Felkl (SPD) kontrollierte.
HINTERLÄNDER ANZEIGER vom 16.03.2021 Seite 15 (Autor Mark Adel)